Insbesondere dank der Unterstützung des Bezirks-Schwimmwarts Rainer Rupprecht, der nicht nur bei der sehr kurzfristigen Vorbereitung bereits mit Rat und Tat dem SC Delphin Ingolstadt zur Verfügung stand, sondern es sich schlussendlich auch nicht nehmen ließ, höchstpersönlich als Schiedsrichter zu fungieren, gelang es den Delphinen, die allerletzte Chance vor dem erneuten „Lockdown“ zur Durchführung der „virtuellen Bayerischen Meisterschaften“ während der eigenen Trainingszeiten im heimischen Hallenbad Süd-West zu nutzen – natürlich unter Berücksichtigung sämtlicher Sicherheitsmaßnahmen: Maskentragepflicht, Abstandsregeln und Maximalteilnehmer sowie ohne Zuschauer.
„Virtuell Schwimmen – wie soll das denn gehen?“ Diesen oder ähnliche Sätze hörte man seit der offiziellen Ankündigung in Schwimmerkreisen häufiger. Während insbesondere die älteren Semester direkt an „Summer Games“ auf ihrem C64 und die Zerstörung diverser Joysticks dachte, war der Jugend schnell klar: „Jeder (Verein) schwimmt den Wettkampf für sich, die Zeiten werden aber in einer Wertung zusammengefahren und der Beste gewinnt!“ Und quasi genau dies besagte letztendlich dann auch die Ausschreibung zu den virtuellen Bayerischen Mehrkampfmeisterschaften, gemäß der jeder bayerische Schwimmverein einem festen Wettkampfprogramm folgend seine eigenen Ergebnisse im November erschwimmt und diese dem Verband zur Konsolidierung zukommen lassen sollte.
Auch wenn durch den Lockdown das Zeitfenster nun bis auf Ende des Jahres erweitert wurde, entschloss sich der SC Delphin Ingolstadt e.V. den Schwimmern seiner Topmannschaften mit Hauruck noch vor der Badschließung und der einhergehenden zwangshaften Trainingspause nicht nur die Teilnahme sondern insbesondere auch die Chance zum Leistungsnachweis zu ermöglichen – denn selbst jeder Hobbysportler weiß, dass es nichts gibt, was mehr frustriert als gefühlte Ewigkeiten auf ein Ziel hinzuarbeiten und dann nicht abliefern zu dürfen/können.
Selbstverständlich waren aufgrund der Kurzfristigkeit nicht alle Schwimmer in Topform, dennoch konnten sich gleich mehrere Athleten (zumindest „virtuell“) an die Spitze Bayerns bzw. sogar in die Top-10 Deutschlands schwimmen.
Im Jahrgang 2009 gelang Clarissa Schulz in 3:00,51 über 200m Brust zwar noch nicht der gewünschte Sprung unter die 3-Minuten-Grenze, dafür aber der Sprung auf Platz 1 der bayerischen Bestenliste. Auf Platz 2 schwamm sich die ebenfalls 11-jährige Demetra Devoto in 2:52,39 über 200m Rücken.
Bei den zwölfjährigen Mädels lieferten (sich) die Trainingskolleginnen Valerie Höfl und Klara Werner nicht nur spannende Rennen und neue Bestzeiten, sondern auch reihenweise den Sprung an Bayerns Spitze – Valerie über 50m Brust, 100m Brust und Freistil sowie 200m Lagen, Klara über 50m Freistil. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass diese Leistungen rein virtuell aktuell zu insgesamt 6 Medaillen bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften führen würden. Bei den gleichaltrigen Jungs lieferte Damaso Devoto über 100m Rücken in 1:15,35 und damit dem aktuell 4. Platz in Bayern die vergleichsweise beste Leistung ab.
Kaum weniger gut präsentierten sich die Damen des Jahrgangs 2007. Während Viktoria Krönert über 100m Freistil (1:01,74) die Platz 1 in Bayern übernahm, sicherte sich Christina Schulz über 200m Brust (2:47,30) und Freistil (2:14,98) Bayerns Spitzenposition, letzteres übrigens nur hauchdünn vor Vicky (2:15,45). Etwas überraschend gelang dies bei den Herren Dmitrijs Petrovs, der sowohl über 100m (1:19,57) als auch 200m (2:51,59) nunmehr an Bayerns Spitze steht.
Im Jahrgangs 2006 lieferte Ariana Lind über 100m Rücken in 1:08,54 und 100m Freistil in 0:59,84 wirklich überragende Leistungen. Während in Rücken nur 9 Hunderstelsekunden zur bayerischen Spitze fehlten, war es in Freistil sogar nur eine Einzige!
Bei den 15-jährigen sicherte sich Katharina Marb neben den bereits bestehenden 1. Plätzen über 50m, 100m und 200m Rücken und 200m Freistil, in 2:25,90 über 200m Lagen einen weiteren Sonnenplatz in Bayern. Maximilian Hagl konnte zwar keinen weiteren Titelplatz (aktuell 4) dazu gewinnen, immerhin aber über 100m Schmetterling in 0:59,59 und 100m Freistil in 0:54,76 seinen Vorsprung weiter ausbauen.
Im Jahrgang 2004 konnten sich weder Emma Johanna Weiß (Rang 2 über 50m Brust und 50m Freistil) noch Claudius Lindner (Rang 3 über 50m Rücken) platzierungstechnisch verbessern, jedoch ihre Zeiten gegenüber ihrer Jahresvorleistung nochmals verbessern. Bei Emma stellte zeitgleich in 0:26,98 und 613 Punkten die altersunabhängig beste Leistung der Veranstaltung!
Bei den 17-Jährigen erschwamm sich Geburtstagskind Isabel Schiller an ihrem Ehrentag über 200m Rücken in 2:21,27 zwar erstmalig über die 600-Punktemarke, die Top-Platzierungen gelangen ihr mit Rang 1 und 2 aber über 50m Brust und 200m Lagen. Mit tollen neuen Bestzeiten auf den Schmetterlingsdistanzen (1:05,24 und 2:33,19) steht Larissa Heinemann aktuell auf den Plätzen 2 und 3 der bayerischen Bestenliste.
Die absolut beste Wettkampfleistung bei den Herren lieferte schließlich mit Fabian Heinemann im Jahrgang 2001 auch tatsächlich der älteste Teilnehmer. Mit 577 Punkten für 0:26,18 über 50m Schmetterling gelang es ihm (vermutlich letztmalig) die jüngere Konkurrenz in Schach zu halten.
Zusammenfassend bleibt zu sagen: Es war eine wirklich tolle Veranstaltung, die hoffentlich allen Beteiligten – Schwimmern, Trainern und auch Eltern – hinreichend Kraft und Motivation mit auf den Weg in die schwierige Phase des Lockdowns gibt, denn nur die wenigsten Schwimmer lieben Lauf- und Krafttraining, sowie Athletik und Gymnastik genauso gern wie die Bewegung im nassen Element!